Ein scharfzüngiger Blick auf die Gesellschaft

Kabarettist Robert Griess lässt es im Stadthaus „knallen“


Robert Griess als Transgender Gerneralin Georgina

Mit seinem Programm „Hauptsache es knallt“ zündete Kabarettist Robert Griess im Stadthaus Selters ein pointenreiches Feuerwerk – schmerzlich und auch befreiend. Mit Biss arbeitete er sich durch die Absurditäten unserer Zeit: von Fake News und „gefühlten Wahrheiten“ in der Politik über kölsche Misswirtschaft und den „Sauerländer Kanzler“ bis hin zur Klimakonferenz von Belém, schwäbischer Sprache und – immer wieder – den Bayern. Spätestens als er sein Publikum in ein Rollenspiel zwischen Steuerzahlern und einem Superreichen verwickelte, hatte er den Saal endgültig auf seiner Seite.

Griess beherrscht das hohe Tempo des politischen Kabaretts. Mit scharfem Blick, Esprit hält er seinem Publikum den Spiegel vor – manchmal schonungslos, aber nie ohne Charme. Warum Rassismus dort besonders gedeihe, wo kaum Migranten leben, oder wieso 50.000 Menschen zu einer Klimakonferenz fliegen müssen, obwohl das Ergebnis auch eine WhatsApp-Gruppe liefern könnte – solche Fragen treibt er genüsslich auf die Spitze.

Griess schlüpft in verschiedene Rollen. Als erste Transgender Generalin der Bundeswehr, Georgina, erscheint er in einer albernen zusammengewürfelten Uniform und nimmt den Zustand der deutschen Verteidigung genüsslich auseinander – von alten Helmen für ukrainische Soldaten bis zu seinen grotesken Vorschlägen, die Rentenfrage mit einer „Wehrpflicht für Rentner“ zu lösen oder die Regenbogenfahnen auf Panzern zu hissen und den Feind mit einer „Welle der Liebe“ zu überrollen.

In der Figur des kölschen Proleten „Stapper vom Assiadel“ seziert er mit dem Spruch „pass op, jetzt wird et relevant“ das Fernsehprogramm – warum Kochshows nach dem Essen und abends nur noch Krimis laufen und ob die immer gleichen Talkshow-Gesichter tatsächlich in einer WG auf Abruf zusammenleben.

Am Ende wird klar: Dieser Abend war mehr als eine Abfolge pointierter Beobachtungen. Er war ein Plädoyer für den Diskurs in gespaltener Gesellschaft, für den Meinungsstreit und das Aushalten unterschiedlicher Positionen auch in der Familie. Griess fragt, wer heute eigentlich die Werte festlegt, warum Gier und Egoismus als nette Geste durchgehen und wer bestimmt, welche Arbeit welchen Wert besitzt. Ein Abend, der „knallte“ – nicht nur laut, sondern klug. Und lange nachhallt.